Naturschutzgebiet Natura 2000
Feistritzklamm / Herberstein
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LAND STEIERMARK:
Die Feistritzklamm bei Herberstein, im Übergangsbereich vom Steirischen Randgebirge ins tertiäre
Hügelland der Oststeiermark, ist geprägt durch ein Nebeneinander unterschiedlichster Biotope.
Sonnendurchflutete, mit Trockenrasenresten durchsetzte Felsfluren, Schluchtwälder, üppige Hochstaudenfluren,
klassische Parklandschaften mit freistehenden Altbäumen, schattige Geländenischen und die feuchten Uferbereiche
der Feistritz bieten vor allem unterschiedlichsten Käfer- und Schmetterlingsarten ideale Entwicklungsmöglichkeiten.
Landesweit einzigartig sind die jahrhundertealten Baumbestände, die speziell für xylobionte und mycetophage
Käferarten ein Naturreservat internationaler Bedeutung darstellen.
Hier leben zahlreiche Reliktarten, die in der übrigen Steiermark und auch für ganz Österreich zu den größten
Raritäten zählen. Nicht weniger als 41 Arten der bisher nachgewiesenen Coleopteren stehen in den Roten Listen
gefährdeter Tiere Österreichs. Vier davon sind auch in den Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien der Europäischen Union angeführt.
mittlere Seehöhe: 500 m
Fläche: 124,89 ha
Naturschutzgebiet seit 1998
BIOTOPE/HABITATTYPEN:
> Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia)
> Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
> Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii
> Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
> Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)
> Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)
> Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
LAND STEIERMARK Folder:
Die Feistritzklamm-Herberstein ist bekannt für die dort vorkommende Artenvielfalt. So findet man
vier der fünf in der Steiermark vorkommenden EU-geschützten Käferarten (Hirschkäfer, Großer Eichenbock,
Scharlachkäfer, Eremit).
Ebenso finden sich weitere EU-geschützte Tierarten, Fledermausarten, Uhu, Grau- und Schwarzspecht in diesem Gebiet.
Von den Lebensraumtypen wären insbesondere die naturnahen Rotbuchenwälder sowie die Schlucht- und Hangmischwälder zu nennen.
Der dort vorkommende hohe Anteil an Alt- und Totholz bietet ideale Voraussetzungen für
ein vielfältiges Insektenleben. Auch artenreiche Magerwiesen sind im Gebiet zu bewundern.
Lebensräume:
BUCHENWÄLDER: Vom höchsten Kamm des Tierparkes am gegenüberliegenden
Hang hat man einen guten Blick auf die buchenreichen Wälder der Klamm,
welchen häufig auch Tannen beigemischt sind. Es handelt sich dabei um
EU-geschützte Hainsimsen-Buchenwälder, die sich auf basenarmen, silikatischen Gesteinen entwickeln.
EICHENWÄLDER: Die Süd- und Westhänge am linken Feistritzufer sind häufig mit
Eichenwald bewachsen. Besonders an den felsigen Süd-Hängen
hat sich ein wärmeliebender Eichenwald mit Trauben-Eiche, Hainbuche, Holzbirn- und Elsbeerbäumen entwickelt.
Ganz besonders mächtige Eichen findet man in einem Altholzbestand
auf einem felsigen Süd-Hang, welcher sich auf dem Gelände ehemaliger Tiergehege befindet.
SCHLUCHT- UND HANGMISCHWÄLDER: In der Feistritzklamm-Herberstein gibt es Hänge mit größeren
und kleineren Steinschlagrinnen und Blockhalden. Hier ist der Boden immer wieder in Bewegung, dabei sammelt sich
Schutt und feines Erdmaterial an. Es sind sogenannte Schlucht- und Hangwälder, die sich an
solchen Spezialstandorten halten können. Auf diesen Böden bildet die Linde zusammen mit
Ahornarten sowie der Hainbuche den Linden-Ahorn-Schluchtwald. Der Boden zwischen dem Schutt ist humos, deshalb kommen im Unterwuchs Stickstoff liebende Pflanzen, z.B. Knoten-Braunwurz, Stink-Storchschnabel oder Farne vor. Auch am Feistritzufer und am Hangfuß gibt es solche Wälder. Berg-Ulme, Bergahorn und Esche bilden hier die Baumschicht.
Alle diese Typen von Schlucht- und Hangwäldern sind nach EU-Recht geschützte Lebensräume.
PIONIER- UND TROCKENRASEN ÜBER SILIKAT: Einige Typen von Trocken- und Magerrasen zählen zu den
von der EU als schützenswert vermerkten Lebensräumen. Meist verdanken sie ihren Bestand, sofern sie nicht aus waldfreien Standorten hervorgehen, einer extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (selten gedüngt, gelegentlich beweidet oder in größeren Abständen gemäht). Am Rande der Klamm haben sich Ferkelkraut-Furchenschwingel-Magerrasen entwickelt, die aufgrund der starken Besonnung zahlreichen wärmeliebenden Tierarten als Lebensraum dienen.
SILIKATFELSEN MIT FELSENSPALTENVEGETATION: Höhere Pflanzen können an Felsstandorten nur in den Felsspalten,
in denen sich etwas Erde befindet, wachsen. Auf Silikatfelsen können sich nur Flechten oder bestimmte Moosarten,
die Trockenheit ertragen, festsetzen. Nur Spezialisten können in diesen extremen Standorten existieren. In den Felsspalten
dagegen kommen auch Farne, wie der Nordische Streifenfarn, vor. Krautige Pflanzen sind in solchen Lebensräumen nur
spärlich vertreten. Eine Besonderheit in der Klamm ist die rosafarbige Zotten-Primel, auch Herbersteinprimel genannt,
welche weltweit nur hier vorkommt.
FRIESS, 2002:
Das Gebiet ist aus naturschutzfachlicher Sicht von landesweiter Bedeutung. Besonders hervorzuheben ist der trockenwarme
Altholzbestand. Er beheimatet auf Grund der Existenz seltener oder selten gewordener Habitate oder Habitatsstrukturelemente artenreiche Insektenzönosen, in denen ökologisch spezialisierte, gefährdete und arealkundlich
interessante Formen verstärkt auftreten.
Aktuelle Gefährdungsursachen ergeben sich durch die voranschreitende Verbuschung, insbesondere durch Robinien,
und durch die fehlende Mittelschicht in der Altersstruktur des Eichenbestandes. Ursache hierfür war übermäßiger
Wildverbiss in der Vergangenheit.
Künftige Pflegemaßnahmen werden sich auf das Zurückdrängen der Robinien und auf die Ermöglichung einer Naturverjüngung
angepasster Laubholzarten konzentrieren. Auch wird auf die Ausgestaltung des Unterwuchses zu achten sein (HÖLLING 2000). Um den parkähnlichen Charakter des Altholzbestandes zu erhalten und um die seitlich voranschreitende Verwaldung hintanzuhalten, wird u. a. die Möglichkeit einer extensiven Beweidung überlegt.